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1.0 HYBL/HY Sorong x 0.1 Aru-type  

Im Mai 2020 erkannte ich beim Aru Weibchen Anzeichen der Follikelreifung. Natürlich wäre es nun möglich gewesen direkt ein Männchen zum Weibchen zu setzen, aber dies erschien uns, in Anbetracht der warmen Temperaturen im Sommer, eine eher unzweckmäßige Entscheidung zu sein. Da wir nun wussten wann ihre nächste Follikelreifung ungefähr wieder sein würde, entschieden wir uns dazu zu warten.

Zusammengesetzt wurde das Zuchtpaar dann schließlich am 29.08.2020 um die Mittagszeit. Meiner Beobachtung nach bilden Baumpythons 3 - 4 mal im Jahr Follikel aus und können auch nur in diesem Zeitraum trächtig werden. Wir waren nach unserer Beobachtung im Mai also der Annahme, dass im September der nächste Zeitraum der Follikelbildung liegen müsste.

Bis zum Abend war auf beiden Seiten keinerlei Interesse aneinander zu erkennen. Dies änderte sich schlagartig mit dem erlöschen der Beleuchtung. Das Männchen umwarb das Weibchen augenblicklich und es konnten noch in der ersten Nacht Kopulationen beobachtet werden, welche bis zum nächsten Tag zur Mittagszeit anhalten sollten.

Das Männchen blieb bis zum 30.09.2020 beim Weibchen. In dieser Zeit waren jede Nacht Paarungen zu beobachten, welche sich, wie beim ersten Kontakt, bis zur Mittagszeit des nächsten Tages hinzogen.

Am 02.10.2020 trennten wir das Zuchtpaar wieder, da das Weibchen in die Häutung kam und auch allgemein ein Fortschreiten der Follikelreifung zu sehen gewesen ist. Somit wollten wir das Weibchen nicht weiter durch das Männchen stören lassen.

Interessant war für uns, vielleicht auch ein wenig besorgniserregend, dass das Weibchen deutlich in der Häutungsphase war, aber ihre alte Haut nicht abgelegt hat. Warum, dass sollten wir wenig später verstehen lernen.

Am 18.10.2020, nachdem die Häutung nicht wie üblich beendet wurde, sahen wir noch einmal ein enormes Anschwellen des Weibchens. Es war das sogenannte Peak-Follicle-Development, welches ich erhofft hatte zu sehen. Es ist ein gutes Zeichen dafür, dass die Ovulation sehr nahe ist, da die Follikel nun die richtige Größe haben um befruchtet zu werden.

Tatsächlich war dann am 23.10.2020 auch direkt die Ovulation, welche bis zum Abend des 24.10.2020 langsam abgeklungen ist. Am 25.10.2020 sah das Weibchen wieder völlig normal aus, als wäre nie etwas mit ihr gewesen. Einzig und allein die Körperfärbung, welche nun Richtung blau tendierte und ihr erhöhtes Wärmebedürfnis waren ein Beweis dafür, dass wir nun langsam in Richtung unseres erhofften Ergebnisses kommen.

Am 12.11.2020 hat das Weibchen dann beide Hautschichten abgelegt. Die alte, von vor der Ovulation und die, die sowieso post ovulativ abgelegt werden würde. Die Haut wurde, wie wir erwartet haben, in Fetzen abgelegt, aber ohne Rückstände am Weibchen.

4 Tage nach der Häutung fing das Weibchen an während der Nächte das Terrarium zu durchstreifen und nach Möglichkeiten der Eiablage zu suchen.

Wir haben schon unmittelbar nach der Häutung das Terrarium für das Weibchen vorbereitet.

Wir haben den gesamten Boden mit Spaghnum Moos ausgelegt, welches absolut trocken war. Dazu haben wir das Moos zwei Wochen vor Nutzung aufquellen lassen um es dann, im aufgequollenen Zustand, an der Luft trocknen zu lassen.

Das Moos hatte eine Schichtdicke von ungefähr 20cm. Zusätzlich haben wir zwei Ablageboxen im Terrarium platziert. Eine, die schwarze aus Kunststoff, war unbeheizt und die andere, aus weißem Styropor, war beheizt auf 30°C.

Wieder einmal wurden die Boxen nicht beachtet und das Weibchen suchte am Tag 12 nach der Häutung ihren Ablageplatz im Moos neben der Styroporbox aus.

Dort verblieb sie nun auch bis zur Ablage der Eier, welche in der Nacht vom 28.11.2020 zum 29.11.2020 stattgefunden haben muss, da ich am 28.11.2020 am Tag noch keine Eier gesehen habe, diese aber am 29.11.2020 gut Sichtbar waren, als ich den Kopf des Weibchens mit dem Haken angehoben habe.

Leider konnten wir zu diesem Zeitpunkt nur erahnen um welche Menge an Eiern es sich handeln würde und über die tatsächliche Qualität konnten wir uns natürlich kein Bild machen, da wir uns im Vorfeld für die Naturbrut durch das Muttertier entschieden haben. Der Inkubator für den Notfall lief natürlich die gesamte Zeit schon auf Betriebstemperatur, da die beste Planung manchmal dem ersten Schuss nicht standhält.

Um dem Weibchen die benötigte Luftfeuchtigkeit zu gewähren haben wir täglich mit warmen Wasser ausreichend gesprüht. Alles wurde angefeuchtet, außer, und dass muss ganz klar gesagt werden, die Stelle, an der das Weibchen gebrütet hat. Diese blieb absolut trocken um zu verhindern, dass die Eier in irgendeiner Weise Wasser oder Feuchtigkeit abbekommen würden.

Zusätzlich haben wir noch Wasserschalen im Terrarium platziert und feuchte Handtücher über ein PVC Rohr gehangen um die Luftfeuchtigkeit über den Tag bei 80%-90% rLf zu halten. Dies hat soweit recht gut funktioniert.

Die Temperaturen am Boden waren bei ungefähr 29,5°C. Dies haben wir erreicht, indem wir das Terrarium unter dem Weibchen durchgängig auf Temperatur gehalten haben. Über den gesamten Brutzeitraum war natürlich kein Tier im Terrarium, welches konstante Temperaturen herrschten. Das Männchen, Berlin, war zu diesem Zeitpunkt bei einem anderen Weibchen und hat getan, oder auch nicht, was wir beabsichtigt haben. Aber das könnt ihr in einem anderen Bericht von 2020/2021 lesen.

Über den gesamten Brutzeitraum haben wir täglich gesprüht und einen Blick auf das brütende Weibchen geworfen, aller 2-3 Tage die Handtücher gewechselt und einmal wöchentlich die Wasserschalen geleert, desinfiziert und wieder gefüllt und einen Blick auf das Gelege geworfen. Ab der 3. Woche ist uns aufgefallen, dass ein bis zwei Eier schon ganz leichte Dellen aufgewiesen haben, was wir so aus der künstlichen Inkubation erst ab Woche 5-6 kannten. Nach Rücksprache mit Michèl Kroneis, dem wohl bekanntesten Naturbrutverfechter in Deutschland und Elise Wolf, einer bekannten aus dem Social Media, welche selber in der selben Saison, vor uns, erfolgreich eine Naturbrut durchgeführt hatte, waren wir wieder frohen Mutes und beschlossen lediglich noch ein zusätzliches, feuchtes Handtuch im Terrarium aufzuhängen.

Letztlich sind die Eier ab der 6. Woche merklich eingefallen und das Weibchen hat die Schlingen lockerer um die Eier gelassen. Zuerst waren wir wieder ein wenig verunsichert, aber wir konnten uns diesen Zustand auch gut erklären. Die Eier mussten nicht mehr so extrem durch die Mutter gewärmt werden, da sie durch ihren eigenen Stoffwechsel ausreichend Wärme produzieren konnten. Mehr Wärme von Seiten der Mutter hätte zum absterben und somit zum Verlust der Eier und Neonaten geführt.

Am 16.01.2021 war es dann soweit und wir haben den ersten Neonaten bei unserer täglichen Inspektion des Geleges gesehen. Es war ein Anblick, den man so wohl nicht vergessen kann und wird. Jedweder Zweifel der uns bis dahin beschlichen hat ist nun von uns abgeperlt und wir wussten zum ersten Mal ganz sicher, dass wir aus diesem Gelege Neonaten zu erwarten haben.

Es sollte dann noch bis zum Abend des 17.01.2021 dauern (genau 49 Tage nach der Eiablage), bis die ersten 6 Neonaten ihr Gelege und die Mutter verlassen haben. Über die folgenden 3 Nächte verließen insgesamt 13 Neonaten das Gelege.

Bei der Kontrolle am 21.01.2021, die Mutter hat das Gelege an diesem Tag in den dunklen Morgenstunden verlassen, nachdem wir ihr zwei Wasserschalen bereitgestellt haben, welche sie bis auf den letzten Tropfen geleert hat (insgesamt 500ml), konnten wir insgesamt 18 Eier im Gelege vorfinden. 13 waren geschlüpft, 5 Neonaten waren im Ei voll entwickelt verstorben. Einer der verstorbenen Neonaten war allerdings leicht deformiert im Kieferbereich.

Nach 24 Stunden Unterbringung für die Mutter in einem Rack, wurde sie wieder in ihr eigentliches Terrarium gesetzt. Dieses wurde in ihrer Abwesenheit natürlich vollständig gereinigt, desinfiziert und neu eingerichtet. Der Mutter ging es gut und hat auch am Abend des 22.01.2021 direkt eine Maus gefressen.

Abschließend bleibt für uns nur zu sagen, dass die Naturbrut ein voller Erfolg war und wir zukünftig auch weiterhin versuchen wollen, die Weibchen ihre Gelege selber ausbrüten zu lassen.

Wir hoffen ihr hattet Spaß beim lesen und es war informativ genug. Schreibt uns bei Fragen gerne an.

Susi und Marcus

©2023 by Marcus Kreklau and Dr. med. Susanne Ziehm / Leipzig-Germany

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